Freitag, 6. April 2018

Die Digitalen im Vergleich

Für die unter euch, die keine Zeit hatten, den Vortrag von Joe Taylor vom 4.3.2018 zu sehen bzw. zu hören, habe ich einen Vergleich der wichtigsten digitalen Modulationsarten aus der WJST-Familie  zusammengestellt.
Jede Modulationsart wurde für einen speziellen Zweck entwickelt, darum gibt es so viele.
In der zweiten Kolonne steht der minimal benötigte Signal-Rauschabstand, in der dritten die belegte Bandbreite. 
SSB und CW sind in der Tabelle zum Vergleich aufgeführt. Die Angaben stammen aus dem Vortrag von Joe Taylor. In anderen Quellen findet man u.U. etwas abweichende Werte.

Die klassische SSB-Modulation ist am wenigsten effizient, braucht sie doch den ganzen Kanal und benötigt einen Rauschabstand von ca. 10dB um eine Verständigung zu ermöglichen. Aber erst ab etwa 20dB kann man munter drauflos schwatzen und beliebige Mengen an wichtigen oder sinnlosen Informationen austauschen. 

MSK144 wurde speziell für Meteorscatter auf VHF entwickelt. Sehr kurze Datenpakete werden dabei mehrfach gesendet um eine Reflexion an der ionisierten Luft eines Meteorschweifs zu erwischen. In den Anfangszeiten des Meteorscatter-Betriebs arbeitete man mit Schnell-Telegrafie. Dabei wurden Morsesignale auf Tonband aufgenommen und dann mit mehrfacher Geschwindigkeit abgespielt. Beim Empfänger fand dann das Prozedere in umgekehrter Richtung statt. Eine mühsame Sache. Aber wer weiss heute noch, was ein Tonband ist ;-)

Für CW gibt Joe eine Schwelle von -15dB an, damit ein geübter Operator ein Rufzeichen oder einen Rapport entziffern kann. Ein herkömmliches CW QSO ist so natürlich nicht möglich. Dass wir Signale so tief im Rauschen noch hören können, haben wir der Fähigkeit des menschlichen Hirns und unseres Gehörs zu verdanken. Mein persönlicher "Prozessor" schafft aber keine -15dB, wie ich festgestellt habe. Was vielleicht am vielen Tastenöl liegt, dass der "Prozessor" schon genossen hat.
Die Reduktion der Bandbreite mittels CW-Filter verbessert die SNR-Schwelle kaum. Das menschliche Ohr hat bereits ein Filter eingebaut. Nur gegen Störungen von benachbarten Stationen sind CW-Filter wirklich nötig.

FT-8, der neueste Spross der WSJT-Familie wurde vor allem für schnelles Fading entwickelt, wie es u.a. bei Mehrfach-Es-Verbindungen auftritt. Seine Beliebtheit verdankt es der Schnelligkeit, mit der ein QSO abgewickelt werden kann. Punkto SNR ist FT-8 aber nicht die beste Wahl.

Der Klassiker JT65 ist in dieser Hinsicht immer noch besser. Er wurde ursprünglich für Troposcatter- und EME-Verbindungen im UKW-Bereich entwickelt. Es gibt davon drei Versionen mit verschiedenen Bandbreiten (A,B,C). Verwendet wird meist die Basisversion mit 180 Hz Bandbreite. Im Vergleich zu FT-8 ist JT65 also weniger ökonomisch und es passen weniger Stationen in einen SSB-Kanal.

JT-9 wurde für Lang- und Mittelwelle und Kurzwelle entwickelt und ist nochmals empfindlicher. Auch punkto Frequenzökonomie schlägt es die bisher besprochenen Modulationen bei weitem. Allerdings ist es sehr empfindlich auf mangelnde Frequenzstabilität. "Wandervögel", die ihre QRG schlecht halten können wie der KX3, haben damit Schwierigkeiten.

QRA64 wurde speziell für EME konzipiert. Es ist empfindlicher als JT65 und sollte dieses ablösen. Auch davon gibt es drei verschiedene Varianten (A,B,C) mit unterschiedlichen Bandbreiten.
Frequenzökonomie ist auf den "rauschenden Bändern" ab 2m aufwärts kein Thema. Platz ist dort genug vorhanden und die OM kommen sich selten in die Quere.

Nach wie vor das beste Resultat punkto SNR liefert WSPR. Leider ist es nur eine Einbahnstraße und für QSO's nicht zu gebrauchen. Doch um zu wissen, wie gut die eigene Station ist und wo man überall gehört wird, braucht man ja nicht unbedingt ein QSO zu fahren ;-)

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