Freitag, 25. November 2016

Wie testet man eine Dummy Load?


Gestern Abend fragte mich ein Freund in einem CW-QSO, ob ich denn meine neue Dummy Load schon getestet hätte. Erst nach einem Belastungstest mit Vollast könne man sicher sein, dass das Teil auch wirklich funktioniere. Das leuchtete mir zwar ein, doch im Hintergrund meiner Gedanken lauerte immer noch der giftige Staub aus Beryllium Oxyd.
Also ging ich nach dem QSO erst mal runter (mein Shack ist unter dem Dach) um bei einem Glas Tastenöl darüber nachzudenken.
Meine PA habe ich nicht für Dauerbetrieb ausgelegt und ich mochte sie nicht unnötig strapazieren. Außerdem schafft sie mit ihrem 1kVA Trafo keinen CW-Dauerstrich mit 1kW HF.
Aber mein Freund hatte mir nicht nur den Floh mit dem Belastungstest ins Ohr gesetzt, er gab mir auch einen Tipp wie man einen 1kW-Dummy Load belastet, ohne dazu seine PA zu benutzen.
Er ist nämlich ein "Messfreak" und weiß in solchen Sachen Bescheid.
"Häng das Teil doch einfach ans Stromnetz", morste er mir. "50 Hz genügen, du brauchst keine dreieinhalb Millionen Hertz."
"Aber natürlich nur über einen Trenntrafo", morste er hinzu und ich wunderte mich, wieso ich nicht selbst auf diese Idee gekommen war.

Wo sollte ich denn Spätabends noch einen 1kVA Trenntrafo hernehmen, sinnierte ich. Doch das Tastenöl brachte mich zu dem Schluss, dass ich diesen eigentlich gar nicht brauchte. Auch das Beryllium rückte in den Hintergrund. Den Stripline-Widerständen würde es sicher nicht gerade den Hut lüften. Sie waren ja bestens gekühlt.
Also nochmals rauf in den Shack und rasch das Voltmeter in die Dose. Voilà: 234 Volt. Spannung im Quadrat durch 50 Ohm ergibt 1095 Watt. Gerade richtig für die ultimative Prüfung der neuen Dummy.

No risk no fun. Schnell noch ein Blick, ob der Hauskater nicht in der Nähe war und dann bekam die Dummy Saft. Über zwei Laborkabel - der Innenleiter auf Phase. Das Licht im Shack wurde etwas gedimmt, doch die Dummy hielt. Ganze 10 Minuten lang.
"Das reicht", beschloss ich und beendete den Test. In der Aufregung vergaß ich die Temperatur zu messen, wie mir mein Freund eingeschärft hatte. Ich stand einfach da, zählte die Minuten und wartete auf den Knall.

Später, als ich den gelungenen Test mit einem zweiten Glas Tastenöl begoss, philosophierte ich darüber, wieso einige OM so versessen auf den Bau dicker Endstufen sind.
Das Streben nach Power gehört wohl zum männlichen Balzverhalten. Ein Blick auf den Straßenverkehr genügt, um diese Einsicht zu bestätigen. Natürlich betrifft das vor allem junge Männer im "Paarungsalter." Aber vielleicht auch gestandene Männer in ihrer Midlife Crisis, dachte ich.
Könnte es also eine Ausprägung von spätpubertärem Balzverhalten sein, wenn sich OM einen Wettbewerb um die längste dickste Endstufe liefern?
Nach dem dritten Glas Tastenöl verwarf ich den Gedanken wieder. Denn in dieser Theorie fehlte ein entscheidendes Element: die Frau, wie ich aus meiner ausgelebten Midlife Crisis wusste. Frauen kann Mann man mit Endstufen kaum beeindrucken

Und übrigens: Nein ich habe heute morgen keinen Kater und der andere Kater lebt auch noch. Er war während des Tests am Mausen.

    
Film: Glück ist ein wichtiger Bestandteil des Schicksals
Bild: Saft aus der Dose

PS. Zuviel Tastenöl: in einer ersten Version hatte ich für die Leistung eine falsche Formel angegeben. Danke Willi für den Tipp ;-)
  

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