Dienstag, 1. November 2016

Vom Surplus zur Party





Nach Zofingen ist vor Zofingen. Die Surplusparty ist vorbei und die OM spielen mit ihrem neuen alten Schrott. Es ist nicht schwer zu prophezeien, dass ein Teil davon nächstes Jahr wieder auftauchen wird.
Auch dieses Jahr fing es an wie immer: Seltsame Gestalten froren in einer langen Schlange vor der verschlossenen Tür. Wieso ist mir ein Rätsel - die Tische rennen ja nicht davon.
Da gingen Andy HB3YAF und ich doch lieber zuerst Kaffee trinken und warteten, bis sich die Schlange aus Menschen und Altmaterial aufgelöst hatte. Zeit um sich einzurichten, hatte man eh genug.
Da  ich im Laufe meines Alterungsprozesses eine gesunde Faulheit entwickelt habe, verzichtete ich dieses Mal darauf, meine Ware anzuschreiben und Andy tat es mir gleich. Wir setzten lieber auf aktives Verkaufen und verkaufsfördernde Maßnahmen, wie das Ausschenken von "Mirabellentee" und die Abgabe von Gratismikrofonen, sogenannten 59ern.

Natürlich waren wieder die Italiener die ersten und fragten nach dem letzten Preis. Was bewies, dass wir mit dem Nichtanschreiben richtig lagen. Ich werde bis zum nächsten Mal noch etwas an meinem Italienisch arbeiten müssen, vielleicht lassen sich dann die Erstverkäufe etwas steigern.

Als weitere verkaufsfördernde Maßnahme hatten wir eine Soundbox in Betrieb, die das "Affenhirn" in CW abspielte. Leider traf dies den wunden Punkt eines benachbarten Verkäufers, der sofort lautstark und mit groben Worten zu lamentieren anfing. Nicht gerade die charmante Art, sein Missfallen kundzutun. Ein Morsophobiker.

Das Gegenteil hatte sich auf unserer Rückseite eingerichtet: die Morsophilen.
Die High Speeder veranstaltete sogar einen Wettbewerb, bei dem man Preise gewinnen konnte. Sofern man möglichst schnell und fehlerfrei einen Buchstabenzahlensalat von einem Blatt abmorsen konnte.
Hier gehts übrigen zum HTC, dem Helvetia Telegraphy Club.

Ich bewundere die XYL, YL und OM, die dazu in der Lage sind. Als typischer Falschmorser ist mir das leider unmöglich. Darum verfolge ich zwar interessiert das Geschehen um die Morsewettbewerbe, könnte aber nie selbst an einem teilnehmen.
Mein Morseding ist Freestyle: Chatten auf 80 oder 2m, mit moderaten 150BpM und alles andere als fehlerfrei. Das menschliche Gehirn besitzt glücklicherweise in den meisten Fällen eine automatische Fehlerkorrektur.

Von unserem "hochwertigen Material" wieder nach Hause genommen, haben wir nicht viel. Die verkaufsfördernden Maßnahmen haben sich bewährt. Nach dem Genuss von "Mirabellentee" gestaltet sich das Verkaufsgespräch nämlich viel einfacher. Goodies wie Selbstgebackenes sind zwar auch gut, doch nichts hilft besser verkaufen wie ein Schluck Feuerwasser.

Viele Käufer lieben es, wenn sie in einer Kiste wühlen können. Hier darf man als Verkäufer ein wichtiges Signal nicht übersehen: Nimmt  jemand einen Gegenstand in die Hände, hat er zum Objekt seines Interesses Kontakt hergestellt und ist somit ein potentieller Kunde.
Der Verkäufer muss dann sofort ein Verkaufsgespräch beginnen. Es geht um Sekunden. Augenkontakt herstellen, Vorzüge herausstellen, Mengenrabatt anbieten und wie auf dem Hamburger Fischmarkt zusätzliche Ware als Bonus draufpacken. Package Deal nennt man das.
Auch Vorführungen können eine positive Wirkung haben. Je ungewöhnlicher und spektakulärer umso besser.
Wichtig zu wissen: die meisten Menschen sind bereit, Dinge zu kaufen, die sie gar nicht brauchen.
So kann es passieren, dass ein Eskimo einen Kühlschrank ersteht, oder ein Morsophobiker eine Taste.

Apropos in der Kiste wühlen. In den vergangenen Jahren ist eine neue Kategorie von Kunden aufgetaucht: Sie wühlen intensiv in einer Kiste mit Kleinmaterial und gehen anschließend mit geballter Faust von dannen. Normalerweise wandern Menschen ja nicht mit geballter Faust umher, es sei denn, es handle sich um Wutbürger. Daher verschwindet die Faust zwei Stände weiter meist in der Hosentasche. Der Verkäufer nennt diese Erscheinung Schwund. Das kommt von Verschwinden und ist ein natürlicher Effekt, der fast alle Materialen auf ihrem Weg von der Herstellung bis zum Schrottplatz betrifft.

Aber es gibt neuerdings auch Kunden, die wollen zuviel bezahlen. Nein, keine Deutschen oder Italiener. Die wollen in der Regel gar nichts bezahlen. Geiz ist geil.
Ich mache diese wohlwollenden Kundn dann jeweils höflich darauf aufmerksam, dass die Hälfte auch reicht.
Ich denke, dass das an meiner Suggestivfrage liegen könnte, mit der ich jeweils ein Verkaufsgespräche einleite: "Was ist dir dieses Teil Wert?"

Die besten Schnäppchen macht man kurz vor Schluss. Das war bei mir auch diesmal nicht anders. Die Preise fallen ins Bodenlose, einiges wird verschenkt.

Als Käufer bewährt sich die eindringliche Frage, ob man die Ware wirklich nochmals für ein Jahr im Keller lagern möchte. So bin ich zum Schluss auch noch zu meinem Schnäppchen gekommen. Einem dreißig Jahre alten TS-811E, den ich nun als 10 GHz Basis verwenden werde. Vielen Dank für das tolle Gerät.

Bild: Hugo-Mobil

PS. Vielen Dank auch an die Organisatoren, die wiederum großartige Arbeit geleistet haben. Bis zum nächsten Jahr!







  

 

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