Dienstag, 3. Februar 2015

Funkperlen reloaded: Reflexionen


Veröffentlicht am 19. Februar 2014
   Es ist nicht alles Troposcatter was glänzt. Doch wer auf dem flachen Land wohnt, dort wo die Kavallerie zuhause ist,  ist auf diese Ausbreitungsart angewiesen. Sonst wäre der UKW-Radius auf Sicht plus ein bisschen Beugung beschränkt und für das Normal-QTH schon nach ein paar Kilometern Ende Gelände.
   Natürlich kennen auch wir Bergindianer Troposcatter. Nur so sind, ohne spezielle Inversionslagen, Stationen von hier aus in DL, ON und PA zu arbeiten.
   Doch im Gebirge sieht die UKW-Welt anders aus, als in der Ebene. Reflexionen an Bergen ermöglichen stabile Verbindungen über grosse Distanzen. Reflexionen sind für den Bergindianer unter  den Funkamateuren die vorherrschende Ausbreitungsart. Wer nicht nur einen Blindenstock, sondern eine Yagi sein Eigen nennt, merkt das sofort.
   Doch wehe, die Fresnelzone bis zum Reflexionspunkt ist "angeknabbert". Dabei handelt es sich um ein Rotationsellipsoid, dessen Dicke von der Wellenlänge abhängt. Ragen Hindernisse in diese Zone, erfährt die Ausbreitung zur Gegenstation oder zum gewünschten Reflexionspunkt eine zusätzliche Dämpfung.
Das ist zum Beispiel der Grund, wieso ich kaum über Reflexionen an den Berneralpen arbeiten kann, obschon ich diese sehen kann. Auch Italien lässt sich von meinem QTH via Beugung am Alpenkamm nur schwer arbeiten. Die stärksten Signale aus dem Süden kommen bei mir vom Norden her – eingefangen und zurückreflektiert vom Chasseral, meinem Hausberg.
   Tom, HB9EZY, beschäftigt sich schon längere Zeit mit diesem Thema und er hat mich auf eine interessante Seite aufmerksam gemacht: auf HeyWhatsThat.
Damit kann der OM für sein eigenes QTH (oder für seinen Portabelstandort) eine Sichtkarte erstellen. Bei mir sieht sie so aus:

   Darauf erkennt man die Reflexionsgebiete am Jurahang, mit dem Chasseral als prominenten Punkt. Auch für die Gegenstation, in diesem Fall HB9EXA, habe ich diese Karte erstellt:

   Wie man sehen kann, ist der Chasseral tatsächlich unser gemeinsamer Reflexionspunkt. Beamrichtung und die extrem starken Signale bestätigen in der Praxis die Theorie.
   Mit dem Profiler von HeyWhatsThat kann man aber auch ein Streckenprofil erstellen, wie ich es mit Google Earth getan habe. So sieht das dann in unserem Fall aus:


   Tom hat sich von dieser Seite und von F6FVY inspirieren lassen und ein eigenesTool gebaut. Und mit Radio Mobile Online, einem vor allem für Relaisstationen interessanten Werkzeug, hat er u.a. die Abdeckung des Relais HB9FS bestimmt.
   Wie ihr wisst, bin ich nicht gerade ein Relais-Fan :-) Doch das betrifft nur den operationellen und nicht den technischen Aspekt. Technisch sind Relais durchaus ein interessantes Fragment unseres Hobbys.
Zu einem Punkt, der hier in die Diskussion eingebracht wurde, zu der Antennenpolarisation, komme ich noch zu einem späteren Zeitpunkt. Ist es wirklich so, dass man seine 10m Antenne bloss vertikal stellen muss, um damit quer durch Hügel und Wälder zu funken? Wir werden sehen.*

73 de Anton